Oberstufentheater
Alles auf Anfang
,,Manchmal habe ich das Gefühl in einer Box zu sitzen. Abgeschlossen, als Zuschauer meiner eigenen Welt. Dieses winzige Stück Daheim, Ausschnitt meines Lebens – beruhigend und beängstigend zugleich.“ (Madita, Prolog)
Dieser Textauszug aus dem Stück ,,Alles auf Anfang“ spiegelt das Grundgefühl der Theater-AG der OPS (Leitung Achim Vetter und Marina Zorn) im September 2021. Mehrere Phasen der Isolation lagen hinter den Schüler*innen, die Ungewissheit blieb, ob und wie wir überhaupt in jenem Schuljahr 2021/22 proben können und dürfen und zugleich beschäftigte uns unsere ,,Auftragsarbeit“, einen kreativen Neuanfang im Zusammenhang mit dem Schulhausneubau auf die Beine zu stellen. ,,Alles auf Anfang!“ – dieser Schlachtruf sollte uns in den nächsten Monaten begleiten und hat die Grundlage für unsere Stückentwicklung gebildet. Der Wunsch ,,alles neu, alles anders zu machen“ (Figur Max) beschäftigte uns und wurde zum Credo unserer Arbeit. Alles sollte sich wandeln – somit auch unsere ,,normale“ Bühnenarbeit. Die AG wagte sich an einen eigenen Text.
Am Ende zeigten sich drei splitterartige Hauptgeschichten: May, Madita und Max, in deren Leben der Zuschauer Einblick erhält, die auf den ersten Blick isoliert und doch verwoben sind, in ihren Grundgefühlen Schuld, Angst und Scheitern. Diese Gefühle bilden zugleich eine eigenständige Szene, eine parabelartige Zwischensequenz vor der Pause. Die Schüler*innen entwickelten das Bild ,,Der drei Türen“ – drei Lebenswege, Entscheidungssituationen, für die es nur scheinbare Lösungen gibt. Auch wenn das Stück schwere Themen anreißt, wie Isolation, Abhängigkeit und Missbrauch, so zeigt es zugleich Wege auf, jene Ängste zu überwinden, nicht an sich selbst und den anderen zu scheitern, einen Neunanfang zu wagen, eine Hoffnungsmaschine zu bauen, die für Veränderung steht.
Das Stück selbst entfaltet seine eindrückliche Wirkung nicht allein durch den Bereich Schauspiel. Besonders Musik (Leitung Uli Gmeiner) und Tanz (Leitung Dorothea Jochem) geben jenen gespielten Szenen eine Tiefe und füllen die emotionalen Zwischenmomente, jenseits der Worte und Erklärungen (vor allem Joy Krüger / Gesang und Francesca Ade / Solotänzerin). Auch dieser Ansatz war neu – Tanz, Chor und Theater hatten bis zu diesem Zeitpunkt noch nie auf solche Weise zusammengearbeitet. Auch hier galt – alles anders, alles neu machen und zusammen etwas Großes erschaffen.
Alles auf Anfang war ein Projekt, das unsere Schulgemeinschaft verbindet, über Klassenstufen und Schularten hinweg. Auch 2023 gab es eine Wiederaufnahme des Stückes mit einer etwas anderen Besetzung nun auf unserer neuen, eigenen Schulbühne. Auch hier galt – alles auf Anfang.