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Theaterbesuch der G9b: ,,Der Besuch der alten Dame“ im Schauspiel Stuttgart

,,Rache ist der Versuch Erinnerungen auszulöschen.“ (Inszenierung Schauspiel Stuttgart) Dürrenmatts dramatischer Text ist fast 70 Jahre alt und hat an Aktualität doch nicht viel eingebüßt. Wie käuflich sind Menschen und wie geht eine Gemeinschaft mit der eigenen Schuld und damit Vergangenheit um? Das sind zentrale Fragen, die das Schauspiel Stuttgart

auf die Bühne bringt und sich in der Inszenierung auf die düstere Thematik im angesprochenen Werk konzentriert. Keine sprechenden Bäume und andere Absurditäten, die Dürrenmatt im Regietext vermerkt hat. Dafür mehr Fokus auf eine brechtsche Verfremdungsstrategie. Die Schauspielerin, welche Claire Z. spielt, berichtet auf Hebräisch von ihrer eigenen Kindheit, der Biografie ihrer Mutter und Großmutter, die von Flucht, Vertreibung und Antisemitismus geprägt ist und somit den Handlungsstrang der alten Dame immer wieder unterbricht und auf eine neue Ebene hebt. Das mag erstmal ungewohnt wirken, hat jedoch seinen ganz eigenen Effekt. Somit verwebt die Inszenierung Claires Schicksal mit dem der Schauspielerin. Nicht nur die vielschichtige Inszenierung beeindruckt, sondern auch das starke Ensemble, allen voran die Darsteller*innen von Claire und Ill, deren konzentriertes und intensives Spiel berührt. Die G9b (begleitet von Herrn Vetter und Frau Zorn) hat den Abend in schickem Ambiente sehr genossen und auch in der darauffolgenden Deutschstunde eifrig über die Inszenierung diskutiert.