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Theaterbesuch ,,Fabian“ im Schauspiel Stuttgart – G10c und Deutsch LK (Fr. Stock)

,,Was fange ich mit Macht an, da ich nicht mächtig zu sein wünsche? Machthunger und Geldgier sind Geschwister, aber mit mir sind sie nicht verwandt. Sie fragen – was ich so ganz ohne Lebensziel tue? Ich sehe zu.“ Fabian, ein Moralist, einer, der nicht mitschwimmen will, der auf alles neugierig

und doch von wenig überzeugt ist, ein Künstler, Beobachter seiner Zeit, der beunruhigt das Weltgeschehen der goldenen Zwanziger betrachtet. Dr. Jakob Fabian ist Germanist und Reklametexter. Er lässt sich durch das Berlin seiner Zeit treiben und versucht im Labyrinth der Großstadt seine Integrität und seine Ideale zu behaupten, während die junge Demokratie der Weimarer Republik immer mehr in ihren Grundfesten erschüttert wird. Diesen melancholischen Beobachter konnte die 10c (Fr. Zorn) sowie der Deutsch LK von Fr. Stock auf seinen Streifzügen durch Berlin beobachten. Viel Rausch und Ekstase, Zerrissenheit und Lebenshunger wurde auf der Bühne durch ein imposantes Bühnenbild und ein spielfreudiges Ensemble umgesetzt. Selbst 3 Stunden Spielzeit vergingen so im Flug und hinterließen ein beeindruckendes Bild der wilden 20er, die beide Gruppen im Rahmen ihres Deutschunterrichts und anhand der Einheit ,,Expressionismus in der Lyrik“ zuvor erarbeitet haben. Dass jene Epoche viel mit unserer heutigen Zeit zu tun hat (Aneinanderreihung von Krisen, Überforderung, Wunsch nach Veränderung etc.), wurde in anschließenden Gesprächen auf der Heimfahrt, wie auch im folgenden Deutschunterricht vertieft. Um es mit Kästners Worten zu sagen: ,, Der Moralist pflegt seiner Epoche keinen Spiegel, sondern einen Zerrspiegel vorzuhalten. Die Karikatur, ein legitimes Kunstmittel, ist das Äußerste, was er vermag. Wenn auch das nicht hilft, dann hilft überhaupt nichts mehr. Dass überhaupt nichts hilft, ist – damals wie heute- keine Seltenheit. Eine Seltenheit wäre es allerdings, wenn das den Moralisten entmutigte. Sein angestammter Platz ist und bleibt der verlorene Posten. Ihn füllt er, so gut er kann, aus. Sein Wahlspruch hieß immer und auch jetzt: Dennoch!“